Katzenpflege ohne Stress – Wenn der Friseur nach Hause kommt

Claude Piton • 12. August 2025

Katzenpflege ohne Stress – Wenn der Friseur nach Hause kommt

Katze


Eine Katze, die beim Anblick der Transportbox faucht.

Ein Halter, der nervös durchs Wohnzimmer läuft.

Ein Friseurtermin, der zum Kampf wird – oder zur entspanntesten Pflege, die die Katze je erlebt hat.


Klingt nach zwei völlig verschiedenen Welten?

Genau das ist der Unterschied zwischen dem klassischen Salonbesuch und einem mobilen Friseurdienst – und ich erlebe diesen Unterschied jede Woche hautnah.



Was ich zu Hause erlebe


Wenn ich zu den Leuten komme, läuft es meist deutlich ruhiger ab als in einem Salon.

Ich stürme nicht mit Sack und Pack ins Wohnzimmer. Meist lasse ich den Tisch und die Kiste erst mal im Auto und spreche in Ruhe 10 Minuten mit den Haltern.

Kein lautes Auspacken, kein hektisches Aufbauen – so bleiben viele Katzen in Sichtweite und verschwinden nicht sofort unterm Sofa.

Die vertraute Umgebung gibt der Katze Sicherheit und macht es oft leichter, überhaupt mit der Pflege zu beginnen.


Aus Katzensicht: eine endlose Stresskette

Langhaar Katze gechoren

Stell dir vor, du bist eine Katze:


Du wirst eingefangen, obwohl du gar nicht weißt, warum. Die Transportbox kennst du nur vom Tierarzt – also nix Gutes.


Deine Menschen sind angespannt, vielleicht streiten sie sogar beim Einfangen. Dann Auto: Geräusche, Gerüche, Ruckeln. Verkehr. Zeitdruck.


Und dann – fremder Ort, fremde Hände, vielleicht noch andere Tiere im Raum.


In vielen Salons wird die Katze dann aus der Box geholt, fixiert, oft am Galgen angebunden. Dicke Handschuhe, schnelle Bewegungen.

Unter Zeitdruck wird sie komplett geschoren, manchmal sogar gebadet. Für die Katze fühlt sich das nicht wie Pflege an – sondern wie Angriff.

Danach wieder in die Box, ins Auto, nach Hause. Viele sind danach so gestresst, dass sie sich tagelang zurückziehen oder nicht mehr gestreichelt werden wollen.


Der gefährlichste Irrglaube


„Meine Katze macht ihre Fellpflege selbst, da muss ich nicht ran.“ –

Das höre ich oft. Stimmt teilweise, aber eben nicht immer.

Langhaarkatzen, ältere Tiere oder kranke Katzen können sich nicht mehr ausreichend selbst pflegen. Auch Kurzhaarkatzen können verfilzen.

Baden ist in den meisten Fällen nicht nur unnötig, sondern purer Stress. Besser ist punktuelle Reinigung, wenn es nicht anders geht.

Wichtiger ist: regelmäßiges Bürsten, auf Wunden oder Parasiten achten, Vertrauen aufbauen. Das verhindert nicht nur Verfilzungen, sondern macht den Friseurbesuch – wenn er nötig ist – um ein Vielfaches entspannter.



Katze gebadet


Die stillen Vorteile, wenn ich nach Hause komme


Ich schicke die Halter nicht raus. Wir arbeiten zusammen an der Katze – und genau das verändert alles.

Ich erkläre, welche Bürste passt, wie oft gebürstet werden sollte, ob allein oder zu zweit, und wir üben das gleich vor Ort.


Ich arbeite lieber in kleinen Einheiten: 5–10 Minuten Pflege, dann Pause, vielleicht ein Leckerli, dann weiter.

Das nimmt den Druck raus – für Mensch und Tier. So kann die Katze lernen: „Pflege ist nichts Bedrohliches.“

Und die Halter sehen, dass man ein Problem überwinden kann, ohne Kampf und ohne Trauma.



Aus meinem Friseuralltag: Eine Geschichte, die zeigt, warum es sich lohnt


Eine meiner Kundinnen hat eine ältere Katze mit Herzproblemen – Narkose ist tabu.

Früher musste sie trotzdem regelmäßig in den Salon. Jeder Termin war eine Tortur: einfangen, Box, Auto, fremde Umgebung, komplette Schur. Danach war die Katze tagelang gestresst und zog sich zurück.


Heute machen wir es anders:

Punktuelle Pflege statt Komplettschur, Nachsorgetermine in kurzen Abständen. Die Halter üben dazwischen das Bürsten, und wir greifen ein, bevor sich Verfilzungen ausbreiten.

Das Tier ist entspannter, die Besitzer auch – und wir erhalten das Fell, statt es jedes Mal komplett abzurasieren.


Was Halter tun können, um ihrer Katze die Pflege zu erleichtern

Ein wichtiger Punkt, den viele unterschätzen: Früh anfangen.

Je eher eine Katze lernt, dass Bürsten nichts Bedrohliches ist, desto leichter wird die Pflege – egal ob beim Tierarzt, Friseur oder zu Hause.

Schon bei jungen Tieren kann man kurze Bürsteinheiten einbauen, positive Erfahrungen schaffen und so das Vertrauen stärken.


Das gilt auch für ältere Katzen: Regelmäßige, sanfte Pflegeeinheiten verhindern nicht nur Verfilzungen, sondern helfen auch, Veränderungen am Fell oder an der Haut früh zu erkennen.

Und: Gemeinsame Pflegeroutinen können die Bindung zwischen Mensch und Katze vertiefen.


Warum ich Katzenpflege mache


Katzen sind anspruchsvoller als Hunde. Sie können schneller zubeißen oder kratzen, wenn sie Angst haben.

Aber genau hier liegt meine Stärke: Ruhe bewahren, Tier und Mensch gleichzeitig entspannen, klar und ehrlich beraten.

Das kommt nicht nur von meinem Talent, sondern auch aus meiner Erfahrung als Tierpfleger.


Mir geht es nicht darum, den schnellsten Schnitt zu machen.

Mir geht es darum, dass die Katze – und der Halter – danach sagen können: „Das war gar nicht so schlimm.“

Und wenn andere Groomer das lernen wollen, zeige ich es ihnen gern – damit mehr Katzen eine Pflege bekommen, die sie nicht belastet, sondern ihnen gut tut.


Mein Fazit:

Mobiler Friseurbesuch ist nicht nur bequemer – er kann für Katzen der Unterschied zwischen Trauma und Vertrauen sein.

Und genau darum mache ich das, jeden Tag.

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